Historie
Erst im Jahre 1892 war es den evangelischen Christen auf der rechten Rheinseite gelungen, im heutigen Koblenzer Stadtteil Pfaffendorf ein Grundstück für den Bau ihrer Kirche käuflich zu erwerben. Damit waren nach über 80 Jahren die Voraussetzungen gegeben, eine Heimstatt für ein „freyes öffentliches Religionsexercitium“ zu schaffen, das bisher nur in einem gemieteten Raum in Ehrenbreitstein ausgeübt werden konnte.
Im März 1901 wurde mit dem Bau der Kirche begonnen. Bereits am 14. Dezember 1902 konnte sie eingeweiht werden und seiner pastoralen Bestimmung übergeben werden. Für ursprünglich 450 Besucher geplant ist er das älteste evangelische Kirchengebäude im heutigen rechtsrheinischen Stadtgebiet von Koblenz.
Von der Zerstörung des Zweiten Weltkrieges weitestgehend verschont, konnte die Kirche schon 1947 wieder für Gottesdienste von der Gemeinde genutzt werden. Doch zu ihrer Unterhaltung waren 1971 umfassende Sanierungsmaßnahmen erforderlich, die zu einer Neugestaltung des Innenraumes geführt hatten. Aber schon 1984 standen Maßnahmen zur Sicherung ihrer Fundamente an, die durch unterhalb der Kirche in der Emser Straße verlaufende Kanalbauarbeiten ausgelöst worden waren. In deren Folge wurden erneut umfassende Innenraumsanierungen nötig. Auch die wertvolle und bedeutende Orgel war schon seit Langem reparaturbedürftig und konnte bis 1994 dank umfänglicher Spenden aus der Gemeinde grundlegend renoviert und in ihrer alten hervorragenden Qualität wieder hergestellt werden. Auf dieser musikgeschichtlich bemerkenswerten und äußerst hochwertigen sog. “romantischen Orgel“ kamen seit 1994 zahlreiche Konzerte zur Ausführung, und sie bildete für vielfältige öffentliche Instrumental- und Chormusik eine beachtenswerte begleitende Grundlage.
Aber schon in der Nacht zum 17. Januar 1997 brannte der Chorraum infolge eines Kurzschlusses vollkommen aus. Die beträchtlichen Schäden im Innenraum der Kirche und an der Orgel waren nach eineinhalb Jahren behoben, als sich seit September 1998 erneut Risse in Gewölbe und Mauerwerk zeigten als Folge einer Unterspülung der Fundamente. So musste seit August 2000 die Kirche für die Öffentlichkeit gesperrt werden, und war seit dem auch für den Gottesdienst nicht mehr zugänglich.
Zustand ehemals
Nach langer Suche nach einem passenden Grundstück wurde die Kirche am Beginn des 20. Jahrhunderts auf problematischem Untergrund errichtet. Hangaufwärts war sie auf Fels fest gegründet, während hangabwährts relaitv lockerer Schwemmboden vorhanden war. So blieb es nicht aus, dass sich im Laufe der Jahre Schäden an der gesamten Konstruktion bemerkbar machten.
1999/2000 wurden nach einem Wasserleitungsschaden im Untergrund Sanierungsarbeiten unter den Fundamenten der Westwand durchgeführt. Wasser und Zement wurden von einer Fachfirma unter Druck in den Untergrund gespült (HDI-Verfahren), um dort mit dem bereits vorhandenen Boden zu einer tragfähigen Gründung zu erhärten. Nach Abschluss der Arbeiten kam es nach einiger Zeit zu starken Rissbildungen im Kirchbau. Langwierige Untersuchungen ergaben, dass sich die Westwand etwas angehoben und in Richtung Westen verschoben hatte.
Ein Gutachter (Prof. Katzenbach, TU Darmstadt) kommt zu dem Schluss, dass „sekundäre Ettringitbildung“ den unter den Fundamenten eingebrachten Beton nachträglich hat aufquellen lassen. Ettringit ist ein nach seinem ersten Fundort Ettringen bei Mayen benanntes sulfathaltiges Mineral, das sich – vergleichbar mit Eiskristallen – bei seiner Entstehung ausdehnt und damit auch bereits erhärteten Beton zum unerwünschten Quellen bringen kann.
Warum dieses an sich bereits seit langem bekannte und an anderer Stelle sogar gezielt eingesetzte Phänomen hier aufgetreten ist, ist laut Gutachten weder zu erklären noch für vergleichbare Fälle sicher zu vermeiden. Daher kann den am Bau Beteiligten kein schuldhaftes Versagen nachgewiesen und auch keine Versicherung in Anspruch genommen werden.
Konsequenz: Die Kirchengemeinde muss die Kosten der Schadensbeseitigung selbst tragen.
So wurde in leitenden Kirchenkreisen sogar diskutiert, die Kirche sich mehr oder weniger sich selbst zu überlassen und einen gezielten Verfall herbeizuführen, der dann mit dem Abriss des Gebäudes enden sollte.
Zustand heute
Die Fundamentbewegungen im Untergrund der Kirche sind zum Stillstand gekommen, nun geht es darum, den Kirchbau zu sichern und wieder provisorisch nutzbar zu machen. Das Sicherungskonzept hat nur diese vorläufigen Maßnahmen im Blick, da sich wahrscheinlich nur hierfür die nötigen Mittel in überschaubarer Zeit aufbringen lassen.
Die Sicherungsarbeiten an der Pfaffendorfer Kirche sind in mehrere Bauabschnitte aufgeteilt. Zunächst sollen die zwei Halbrotunden wiederhergestellt werden. Sie werden ab- und nach Einbringung einer unsichtbaren Stützkonstruktion wieder aufgebaut. Weitergehend wird es zu einer Sicherung der Apsisfundamente kommen. Im nächsten Schritt wird es darum gehen, die Horizontallasten der Westwand durch eine Verankerung an der Ostwand sowohl im Fußboden- wie auch im Deckenbereich aufzunehmen. Auch die Glockenanlage im Kirchturm muss baulich verändert werden, da im jetzigen Zustand die Schwingungen der Glocken in Verbindung mit der Schwingung des Turmes zu weiteren Schäden führen können. Schließlich werden auch die Gewölberippen, Gewölbekappen und die Wandrisse im Kircheninneren bautechnisch restauriert.
Da das Stützgerüst im Kircheninneren dann nicht mehr benötigt wird, kann der Kirchraum wieder provisorisch genutzt werden.
Die Kirche ist also heute in einem gesicherten Zustand, der die Nutzung für Gottesdienste, Konzerte und andere Veranstaltungen erlaubt. Allerdings bleibt noch vieles zu tun, um am Ende einen – auch optisch – wieder ansprechenden Zustand zu erreichen.
Unsere Vision
Unsere Vision für die Zukunft ist es, die Kirche als Baudenkmal insgesamt wieder in einen Zustand zu versetzen, der auf der einen Seite eine uneingeschränkte Nutzung als Raum für Gottesdienste, Konzerte und andere Veranstaltungen erlaubt, auf der anderen Seite aber auch wieder einen optischen Eindruck vermittelt, der sich mit der ursprünglichen Intention einer evangelischen Kirche im Rheinland verbinden lässt.
Ein behindertengerechter Zugang ermöglicht auch Menschen mit Handicap, ohne große Probleme in den Innenraum zu gelangen. Hinzu kommt eine malertechnische Gestaltung des Innenraums, der die Schäden der Vergangenheit nicht nur kaschiert, sondern durchaus auch sichtbar macht.
Am Ende soll unsere Kirche in Pfaffendorf wieder ein Schmuckstück werden, auf das die gesamte Gemeine stolz sein kann.